Eine Kolumne von Alev Yerinc

Gerade habe ich neue Kohlen bestellt, sie sind ein bisschen knapp geworden dieses Jahr. Ich habe es im Bad gerne ein wenig wärmer. Ich mochte es heute Morgen nicht so sehr, als ich dort meinen Atem sah. Später werde ich eine Amaryllis kaufen. Wenn ich dann noch alle Kerzen anzünde und die vierte Kanne dampfend heißen Tee auf den Tisch stelle, wird es wieder richtig gemütlich.

Nach der Arbeit steige ich aus dem Ski Anzug und lege mich unter viele bunte Decken mit zwei Wärmflaschen ins Bett. Dort glotze ich Serien. Mein Therapeut hat mir befohlen „Jerks“ anzuschauen. Folgsam habe ich letztes Wochenende alle fünf Staffeln hintereinander weg gesehen. Schade nur, dass ich kaum einen der Prominenten kannte, die dort gastauftreten. Denn ich sehe sonst nie fern. Aber wenn der Frühling noch lange dauert, hole ich dieses fehlende Wissen spielend nach.

Was könnte ich heute nur kochen? Schon wieder Käsefondue? Raclette? Knödel? Ja, Knödel mit Rotkraut. Das ist doch so ein richtig feines Frühlingsessen. Und dazu mache ich Gänsekeulen. Natürlich vegan. Dafür wickelt man Reispapier um Tofu Brocken, in denen ein Ananasstrunk steckt. Als Getränk gibt es schönen, heißen Glühwein, wahlweise auch einen steifen Grog. Das muss man ausnutzen, dass es mal einen so langen Frühling gibt. Normalerweise gibt es das ja gar nicht in Berlin. Da ist ja sonst immer ganz lange Winter und dann ist auf einmal Sommer und alle sitzen im Unterhemd auf der Straße und trinken Caipirinha.

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Alev Yerinc

landete 1993 auf dem Planeten Prenzlauer Berg. Nach dem Abitur studierte sie Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie in Berlin und Barcelona. Sie ist freiberufliche Sprecherin und Autorin. Für Kulturpate e.V. arbeitet sie mit Kindern und Jugendlichen.

Ihr Kulturreport auf mein/4 online beleuchtet versteckte Perlen der Berliner Kunstszene jenseits des Mainstreams, ebenso wie die Kronjuwelen der sogenannten Hochkultur.

Alev Yerinc