Die Selbstwertmanufaktur feiert 15-jähriges Jubiläum

Vor 15 Jahren wurde in Berlin-Lichtenberg ein Projekt ins Leben gerufen, das das Leben vieler Kinder und Jugendlicher nachhaltig verändern sollte: die blu:boks Kinder- und Jugendbildung gGmbH. Gegründet wurde die Einrichtung 2009 von Torsten Hebel, einem christlichen Comedian und Theologen, der jahrelang deutschlandweit in der Kinder- und Jugendarbeit tätig gewesen war. Irgendwann formte sich der Wunsch, etwas Langfristiges aufzubauen und nicht mehr nur für kurze Zeit an einem Ort zu sein. Es sollte ein Platz entstehen, an dem junge Menschen Selbstwert und Selbstwirksamkeit erfahren können.

Lichtenberg war bewusst gewählt: Damals wie heute gehört der Bezirk zu den Gegenden mit der höchsten Kinderarmut in Berlin. Torsten Hebel wollte genau dort aktiv werden, wo die Not am größten war. Was klein begann – mit einer Zeltwoche, die Kindern erste kreative Erlebnisse ermöglichte –, entwickelte sich schnell weiter. Bald gab es feste Räumlichkeiten, regelmäßige Angebote und wachsende Nachfrage. Innerhalb weniger Jahre zog blu:boks dreimal innerhalb Lichtenbergs um, bevor 2015 der Bau eines eigenen Zentrums begann. 2016 wurde das große blu:boks-Gebäude in der Paul-Zobel-Straße eröffnet, inklusive einer eigenen Kita. Heute begleitet die Einrichtung Kinder von 0 bis 18 Jahren auf ihrem Weg der persönlichen Entfaltung.

Ein besonderer Ansatz: Sicherheit durch Beziehungen

blu:boks unterscheidet sich deutlich von klassischen offenen Jugendzentren. Respekt, Herausforderung und Wertschätzung sind die Grundpfeiler der Arbeit. Die Angebote sind curricular ausgerichtet, mit festen Gruppen, die über lange Zeiträume gemeinsam auf große Ziele hinarbeiten – insbesondere auf Bühnenproduktionen, die professionell begleitet werden.

Carsten Mollica und Marlies Herbrechtsmeier

„Unsere Kinder und Jugendlichen haben oft nicht das Selbstbewusstsein, von sich aus auf eine Bühne zu gehen“, erklärt CEO Carsten Mollica, der seit den Anfangsjahren dabei ist. „Aber sie lernen es hier Schritt für Schritt. Sie erleben, dass sie gesehen werden, dass jemand an sie glaubt. Das macht einen riesigen Unterschied.“

Doch es geht um mehr als nur kreative Entfaltung: Beziehungsarbeit steht im Zentrum. „Viele Kinder erleben kaum echte Gespräche, in denen ihnen wirklich zugehört wird“, sagt CEO Marlies Herbrechtsmeier. „Wir fragen sie: ‚Wie geht es dir? Was beschäftigt dich? Was brauchst du?‘ Und wir hören wirklich zu.“ Diese Wertschätzung sei es, die für viele Kinder den Unterschied macht. Besonders in Zeiten von Social Media, in denen junge Menschen zahllose Vorbilder aus der Ferne betrachten, aber immer seltener echte Bezugspersonen im Alltag haben, wird dieser persönliche Kontakt umso wichtiger.

blu:boks arbeitet mit einer besonderen Mischung aus pädagogischer und künstlerischer Begleitung. In kleinen Gruppen sind immer mindestens zwei Fachkräfte dabei: eine professionelle Künstlerin oder ein Künstler und eine ausgebildete Pädagogin oder ein Pädagoge. So entsteht ein geschützter Raum, in dem sich Kinder und Jugendliche ausprobieren können – sei es auf der Bühne, in Tanz und Gesang oder in anderen kreativen Bereichen.

Wachstum ohne Werbung – über Berlin hinaus

blu:boks ist ein Ort, der sich ganz ohne klassische Werbung oder Marketing herumgesprochen hat. „Mund-zu-Mund-Propaganda war von Anfang an unser größter Erfolgsfaktor“, teilt Carsten Mollica seine Erfahrung.

Kinder am PC Selbstwertmanufaktur

Seit 2022 ist die Arbeit über die Berliner Stadtgrenzen hinausgewachsen: Ein zweiter Standort wurde in Leisnitz, Brandenburg, eröffnet. Dort werden Kinder aus verschiedenen Dörfern mit einem Bus abgeholt und zum blu:boks-Standort auf einem Vierseitenhof gebracht.

Und die Expansion geht weiter: Im Sommer 2025 wird blu:boks Hannover eröffnet – initiiert von einer langjährigen Mitarbeiterin, die die Vision weiterträgt.

Ein Zuhause, das bleibt – auch nach 18

Was passiert mit den Jugendlichen, wenn sie 18 werden? „Viele beschreiben uns als ihre zweite Familie“, sagt Carsten Mollica. „Und wir wollten von Anfang an eine Lösung finden, wie sie auch nach ihrer Zeit bei blu:boks Teil der Gemeinschaft bleiben können.“

blu:boks Berlin

Die Antwort: Viele Ehemalige werden selbst zu Mitarbeitenden. Einige übernehmen ehrenamtliche Aufgaben in Workshops, andere arbeiten mittlerweile fest angestellt im Team. So leiten ehemalige Teilnehmende heute das Personalbüro oder den KIDS Bereich, absolvieren Ausbildungen oder engagieren sich in neuen Projekten.

Die nachhaltige Wirkung der blu:boks zeigt sich in den Geschichten der Jugendlichen selbst. Der Dokumentarfilm Richtig gute Nachrichten begleitet 22 Kinder und Jugendliche, die in der Einrichtung aufgewachsen sind, und zeigt, was aus ihnen geworden ist.

Ein finanzielles Kraftpaket – getragen von Spenden

Obwohl blu:boks als feste Institution gilt, ist die finanzielle Situation eine dauerhafte Herausforderung. Rund 70 Prozent der Finanzierung stammen aus Spenden, während nur ein kleiner Teil durch öffentliche Zuschüsse gedeckt wird.

„Unsere Kurse sind komplett kostenfrei, aber wir sind auf Unterstützung angewiesen“, erklärt Marlies Herbrechtsmeier. „Unsere Angebote stehen und fallen mit der finanziellen Unterstützung durch Einzelpersonen, Stiftungen und Förderer.“

blu:boks nutzt dabei verschiedene Wege, um Spenden zu sammeln. Neben Privatspenderinnen und -spendern sowie Fördergeldern sind es vor allem die öffentlichen Auftritte der Kinder, die Aufmerksamkeit auf die Arbeit lenken. „Wir laden gerne Menschen ein, die blu:boks live erleben wollen“, so die Geschäftsführerin. „Wenn man sieht, wie die Kinder auf der Bühne stehen, ihre eigenen Songs singen oder sich kreativ ausdrücken, versteht man sofort, warum dieser Ort so wichtig ist.“

Mit über 400 privaten Spenderinnen und Spendern ist blu:boks bereits gut aufgestellt – doch der Bedarf wächst weiter. Gerade nach der Pandemie ist die Nachfrage nach kreativen Angeboten für Kinder und Jugendliche stark gestiegen.

blu:boks sucht daher weiterhin engagierte Unterstützerinnen und Unterstützer, die helfen, die Arbeit weiterzuführen. Denn blu:boks ist mehr als eine Bildungsstätte: Es ist ein Zuhause für junge Menschen, die oft keine stabilen Verhältnisse kennen. Es ist ein Ort, an dem sie spüren: Du bist wertvoll. Du kannst etwas. Wir glauben an dich.

blu:boks Lichtenberg

blu:boks

Deine Meinung ?