Eltern auf Abruf

„Wer herkommt, der weiß, dass Kinder hier dazugehören. Die Keinen laufen auch mal durch die Büroräume und suchen nach Mama oder Papa um ihnen etwas zu zeigen oder um nachzuschauen ob alles in Ordnung ist. Kinder sind Bestandteil der Arbeitswelt. Das ist auch eine Botschaft, die wir in die Arbeitswelt tragen wollen,“ erzählt Silvia Steude. Wenn ein kleiner Knetkünstler immer wieder angelaufen kommt, schlägt die Erzieherin ihm vor, wieder ins Spielzimmer zu wechseln. Tatsächlich finden die meisten Kinder die Situation ausgesprochen spannend. Trotzdem sollte sich die vielbeschäftigte Mama nicht darauf verlassen, dass sie den Nachwuchs einfach abliefern kann um dann ungestört zu arbeiten. „Gerade Kinder die zum ersten Mal zu uns kommen brauchen manchmal eine gewisse Eingewöhnungsphase. Einfach abliefern und loslegen klappt nicht unbedingt.“ Neulingen empfehlen die Juggler deshalb, mit etwas Zeit und Gelassenheit an die Sache heranzugehen. Manche Kinder fühlen sich nach 15 Minuten wie zuhause, andere verabschieden sich direkt an der Spielzimmertür von ihren Eltern. Ganz aus der Pflicht sind die Eltern damit aber noch nicht.

Kinder in der Arbeitswelt

Kind abladen und auf einen externen Termin gehen? Besser nicht. Eltern sollten im Juggle Hub immer in Rufnähe von Kind und Erzieherin bleiben. Wenn die Kinder nämlich hungrig, müde oder krank werden, gehören sie nicht ins Spielzimmer, sondern zu Mama oder Papa. In der Mittagspause können sich Eltern und Kinder ins Café setzen und Mitgebrachtes essen, danach steht der Schlafraum zur Verfügung. Ins Bett gebracht werden die Kinder auch von den eigenen Erziehungsberechtigten. Wenn die Kinder schlafen, wechselt Mama wieder an den Schreibtisch. Nach dem Mittagsschlaf kann es dann weitergehen. Im Spielzimmer, im Sandkasten auf dem Hof oder auch im nahe gelegenen Volkspark Friedrichshain. Der Arbeitstag ist ja für Eltern und Kind auch irgendwann zu Ende. Tatsächlich kommen viele Kinder nicht den ganzen Tag, sondern nur zwei, drei Stunden in die Betreuung und hängt noch den Mittagsschlaf dran. So hat der arbeitswillige Elternteil immerhin etwa vier Stunden zur Verfügung. Wie so oft, wenn die Zeit drängt und der Aufenthalt kostet, sind die meisten Eltern in der Zeit ausgesprochen produktiv. Produktiver in jedem Fall als zuhause, wo Kinder, die sich sonst sehr gut selbst beschäftigen können, ausgerechnet an diesen Tagen alle fünf Minuten nach Aufmerksamkeit verlangen.

Kinder und Kollegen

Warum Arbeiten mit Kind zuhause so gut wie nie funktioniert, gehört zu den großen Rätseln des Elterndaseins. Im Juggle Hub funktioniert es. Vermutlich besteht der Reiz im Zusammenspiel aus einem neuen spannenden Ort, anderen Kindern und der Idee ein wenig Einblick in die Arbeitswelt der Eltern zu bekommen. Arbeiten und Kinderbetreuung kann eben doch zusammenpassen. Dann ist die Arbeit keine Last und kein Stress und das Kind nicht der kleine Störenfried, der immer in die Telefonkonferenz quatscht. Das Angebot endstresst beide Seiten und schließ eine Versorgungslücke, die den Alltag der Digitalen Nomaden immer wieder zum Eiertanz macht.

Firmen, Teams und Einzelkämpfer

Wer aber sind eigentlich die Kunden im Juggle Hub? Zum größten Teil Freiberufler unterschiedlicher Richtung, Startups, die noch kein eigenes Büro bespielen und zum Teil Festangestellte, die an Betreuungsproblemtagen im Homeoffice arbeiten würden. Manchmal übernimmt dann der Arbeitgeber die Kosten für den JuggleHub-Aufenthalt. Manche Kunden kommen täglich, andere regelmäßig und wieder andere schauen gelegentlich rein, mit Kind, ohne Kind, wie es eben passt. Auch deshalb ist das Juggle Hub ein gelungenes Beispiel für einen Ort, an dem Arbeitswelt und Kinder eben doch zusammenpassen. Mit ein wenig Flexibilität und dem richtigen Angebot kann das klappen. Auch an Brückentagen.


So geht’s:
Normalerweise werden für den Arbeitsplatz Tages- und Halbtagestickets für 16 Euro beziehungsweise 9 Euro und Betreuungskosten in Höhe von 10 Euro pro Stunde fällig. Wer – etwa als Selbständiger – dauerhaft seinen Arbeitsplatz bei Juggle Hub aufschlagen möchte, bucht am besten eines der unterschiedlichen flexiblen Monatstickets. Räume können für Veranstaltungen, Meetings und Workshops gebucht werden, bei Bedarf mit Kinderbespaßung. Kinder müssen am Vortag bis 16 Uhr angemeldet werden damit genug Erzieherinnen da sind.

JuggleHub, Christburger Straße 23 in 10405 Berlin Tel. 030 68 90 83 56
Mehr unter www.jugglehub.de