Die gesungene Kolumne
© Foto: Pavol Putnoki
Eine Hommage auf Max Raabe – die ich textlich auf den amerikanischen Evergreen HAPPY DAYS
ARE HERE AGAIN gesetzt habe. Sie finden ihn auch auf YouTube. Da singt Barbra Streisand die
Originalversion. Mein Raabengesang auf den verehrten Max hingegen geht so:
Hommage an Max Raabe
(Refrain)
Heute ist ein guter Tag,
um unglücklich zu sein;
ich mag
Optimismus nicht – Schwarz sehn ist fein.
HAPPY END MIT MIR ALLEIN!
Heute ist kein guter Tag.
Ein Apfelbäumchen pflanz wer mag!
Keine Sau ruf ich an,
mich interessiert kein Schwein.
HAPPY END MIT MIR ALLEIN!
Ich pflanz inmitten der Dramen
keine Bäume:
Ich spar mir den Samen!
Und wandrich auch
durchs tiefste Tal
in dunkler Nacht,
man kann mich mal
kurz besuchen,
wenn ich Zeit noch hab,
und häng leicht cool im Beichtstuhl ab.
(Vers)
Büßen kann man nur alleine,
und das hat auch seinen Grund.
Küssen müssen ist das Eine.
Jedoch
„KEIN MENSCH MUSS MÜSSEN“
den Befund –
stahl vom Lessing ich ganz leise,
doch sein Nathan ist zu weise.
Da klau ich lieber wie ein Rabe
„HAPPY DAYS“
als Weitergabe:
„Happy days are here again
The skies above are clear again
So let‘s sing a song of cheer again
Happy times, happy nights
Happy days are here again“
…
Liebe Mitsänger und -sängerinnen!
Wie sagte Max Raabe neulich am Telefon zu mir: „Jemand, der parodiert wird, erfreut sich zumindest großer Bekanntheit.“
Wir hatten uns im Zusammenhang mit meinem Buch LIEBER GOTT ALS NOCH MAL JESUS telefonisch über unseren Glauben unterhalten. Sehr gut unterhalten sogar. Max ist, trotz aller Skandale innerhalb seiner Kirche, immer noch, oder besser, trotz alledem, bekennender Katholik. Ich hingegen bin mit meinen jüdischen Wurzeln eher ein Entwurzelter ohne Konfession und dennoch gläubig; also habe ich mir als religiös Obdachloser Geschichten zwischen Kreuz und Davidstern ausgedacht; wie es sich für Erfundenes gehört, kommt es mir dabei auf die Wahrheit an, die wir so gern mit Wahrnehmung verwechseln. Glauben ist nicht Wissen. Bei allem Zweifeln: Humor ist, wenn man trotzdem glaubt. Hört man auch von der Kanzel herunter selten etwas Komisches, sag ich: Macht nichts. Sie haben ja mich. Lachen Sie ruhig – auf meine Kosten!
Somit ist mein Buch in gewisser Weise auch eine Art „humoristische Beichte“ geworden. Denn hinter dem Titel LIEBER GOTT ALS NOCH MAL JESUS verbirgt sich eine Sorge, die ich mir ausgerechnet mit dem bekennenden Atheisten Gregor Gysi teile; in einem Kapitel meines Buches frage ich nicht den Politiker, sondern den Rechtsanwalt, ob er den Fall Jesus übernehmen würde, wenn es noch einmal zum Prozess käme.
GYSI: Das wäre natürlich ein fantastischer Auftrag. Dann ginge ich ja in das neue „Neue Testament“ ein.
Richter: Verstehe. Aber, so ganz ohne Wunder, sagten Sie mal, käme selbst der Atheist Gysi nicht aus, um den Fall zu übernehmen.?
GYSI: Nein, nicht ich: Dieser Sohn Gottes kommt nicht ganz ohne Wunder aus, sonst glaubt es ihm keiner. So einfach ist das. Und so schwer zugleich.
Falls Sie meine musikalische Lesung interessiert, finden Sie alle Termine auf meiner Internetseite. In Berlin singe und lese ich aus LIEBER GOTT ALS NOCH MAL JESUS am 16. November um 19 Uhr in der Hochmeisterkirche. Am Flügel: Christian Hagitte.
RADIO PARADISO unterstützt das Projekt mit Infos und unterhaltsamen Acts und Facts – präsentiert von Thorsten Wittke
Infobox
Ilja Richter
Seit dem 9. Lebensjahr berufstätig:
1961: Renaissance-Theater Berlin
1969: Deutschlands jüngster TV-Showman
Von 1971 bis 82: DISCO SHOW
Seit 1981 bis heute als Schauspieler/ Autor/Chansonnier tätig
Neu erschienen:
LIEBER GOTT ALS NOCHMAL JESUS –
EINE HUMORISTISCHE BEICHTE
176 Seiten | Mai 2024 | Herausgeber Elsinor Verlag