Katja Weitzenböck über ihre Rolle als Maria Callas

Fotos: Pavol Putnoki

Als Tochter von Ingenieuren wurde die Schauspielerin Katja Weitzenböck in Tokio geboren, ist in ihrem Leben viel rumgekommen und spricht mehrere Fremdsprachen. „Ich bezeichne das als ein direktes Resultat der Reisefreudigkeit meiner Eltern in Kombination mit der meisterlichen Kontakthalterin, die meine Mutter war. Wir hatten Freunde aus der ganzen Welt, die uns in Erlangen besucht haben, wo wir dann gelandet sind.“ In Erlangen hielt es sie allerdings nicht viel länger als bis zum Abitur. Danach zog es die angehende Schauspielerin nach Australien, von dort für Modeljobs nach New York und über Mailand nach Paris, wo sie fünf Jahre verbrachte und ihre Schauspiel- und Tanzausbildung absolvierte.

Schon als Kind spielte Katja Weitzenböck gemeinsam mit ihren Freundinnen Theater, außerdem hatte die Familie ein Theaterabo. Es dauerte allerdings, bis sie die Schauspielerei als potenziellen Beruf ins Auge fasste. Nach einem Schulwechsel auf die Waldorfschule nahm das Theater einen größeren Raum ein. In der zwölften Klasse erlebte sie zum ersten Mal beim Spielen ein Gefühl von Freiheit. Doch der Wendepunkt kam während eines Auftritts, bei dem die Kulisse zusammenbrach: „Ich habe diesen Zusammenbruch in die Figur eingebaut. Das war ein unvergesslicher Moment. Die beste Beschreibung ist: Es war wie Fliegen. Tatsächlich war dieses Erlebnis das schönste meiner ganzen Schulzeit.“ Trotz dieser Erfahrung hielt Katja Weitzenböck zunächst an der Idee eines Studiums und der Familiengründung fest, doch die Vorstellung fand sie dermaßen deprimierend, dass sie erst einmal auf Reisen ging. „Dann habe ich das Modeln kennengelernt und damit einen Beruf, bei dem man nicht weiß, was morgen oder nächsten Monat sein wird. Ich mochte das Modeln zwar nicht, aber ich habe ein nicht planbares Leben kennengelernt. Alles zu planen fand ich sehr langweilig. Dann habe ich überlegt, etwas zu machen, das zwar nicht komplett planbar ist, mir aber Spaß macht. So kam ich auf die Schauspielerei.“

Theater und Film – eine Doppelliebe

Bei ihren ersten beruflichen Schritten in Frankreich war sie festgelegt auf die „große, exotische, nordische Erscheinung“ und erlebte eine Art Verführungsspiel in der Branche, das ihr nicht geheuer war. So verließ sie Frankreich wieder. Zurück in Deutschland schrieb Katja Weitzenböck 50 Bewerbungen für Film und Fernsehen und 50 für Theater, auf die sie drei Reaktionen erhielt, davon zwei Absagen und eine Einladung zum Vorsprechen am Theater Linz. Sie folgte der Einladung zum Vorsprechen und bekam zeitgleich das Angebot für eine Fernsehserie. Die letzte Runde in Linz hätte sie zeitlich nicht mehr gepackt, ohne dass das Fernsehangebot vom Tisch gewesen wäre, und so sagte sie beim Fernsehen zu. Jahre später bekam sie trotzdem die Gelegenheit, am Theater zu spielen, an der Komödie am Kurfürstendamm. „Ich habe mich regelmäßig in Erinnerung gerufen, und zu Premieren wurde ich als VIP eingeladen. Und schließlich war die Chance da. Ich fühle mich diesem Theater sehr verbunden und bin wahnsinnig dankbar für die Möglichkeit.“ Sie liebt beides: Theater und Film.

Meisterklasse: eine Hommage an Maria Callas

Ab September ist Katja Weitzenböck in der Rolle der Maria Callas in dem Stück Meisterklasse auf der Bühne zu sehen. Darin wird das Publikum in eine der Meisterklassen mitgenommen, in denen Maria Callas erbarmungslos Leistung fordert. Eine zweite Zeitebene widmet sich wesentlichen Stationen des Lebens einer zutiefst zerrissenen, sensiblen und verletzlichen Frau.

„Es ist eine geniale Rolle“, schwärmt Katja Weitzenböck, „und es ist eine ganz seltene Gelegenheit, so eine komplexe Figur zu spielen. Schauspielerisch ist es eine riesige und herrliche Herausforderung.“ Dazu gehört eine sukzessive Annäherung an und eine intensive Vorbereitung auf diese Rolle, die einige Herausforderungen mit sich bringt: „Zum einen basiert die Figur auf einer realen Person, die tatsächlich gelebt hat. Und nicht nur das. Sie ist eine Ikone mit so herausragendem Können, dass das auch einschüchternd ist. Ich beschäftige mich zum ersten Mal mit einer realen Figur. Das ist eine Paradeaufgabe für eine Schauspielerin meines Alters.“ Letztlich wünscht sich die Hauptdarstellerin, dass das Stück der wohl bedeutendsten Operndiva aller Zeiten ein würdiges Denkmal setzt.

Über die Annäherung an die Rolle der Maria Callas

Als Beispiel für Gestaltungsfreiheit innerhalb bestehender Formen nennt die Schauspielerin Rollenübernahmen in fertigen Theaterproduktionen. „Ich habe zwar selber noch keine Rolle übernommen, aber einige Rollenübernahmen erlebt und bin jedes Mal baff und begeistert, wie viel Freiheit für den übernehmenden Schauspieler oder die Schauspielerin darin liegt, die Figur zu gestalten – und das, obwohl die Sätze und der Ablauf schon festgelegt sind.“ Meisterklasse bietet viel Interpretationsspielraum. Die Summe aus externen Vorgaben und eigenen Vorstellungen ergibt – so wünscht es sich die Schauspielerin – „dieses Wunder, das bei fast jeder Produktion geschieht“.

Engagement für die Deutsche Kleiderstiftung

Katja Weitzenböck ist Markenbotschafterin der Deutschen Kleiderstiftung. Dass sie sich ausgerechnet in diesem Bereich engagiert, passt zu ihrem persönlichen Lebensweg: „In den Jahren, in denen ich als Model gearbeitet habe, konnte ich die Modeindustrie genauer kennenlernen, und sie hat sich in ihrer Produktion seitdem noch mal vervielfacht. Zum Zeitpunkt der Anfrage der Deutschen Kleiderstiftung war ich wirklich verzweifelt, weil ich mich ernsthaft gefragt habe, was ich angesichts dieser immer größer werdenden Probleme und Müllberge konkret tun könnte. Es ist ein kleiner Schritt. Ich schätze enorm, was die Kleiderstiftung leistet und was für ein System des Einsammelns, des Sortierens und Verteilens sie entwickelt hat.“

Infobox

Katja Weitzenböck

geboren in Tokio, ist eine in Deutschland lebende österreichische Schauspielerin.

Meisterklasse

13. September bis 31. Dezember 2024

Komödie am Kurfürstendamm
im Ernst-Reuter-Saal

www.komoedie-berlin.de

Katja Weitzenböck Profil

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