Die Medien umgeben uns tagtäglich mit Menschen, die Großartiges leisten. Rekorde, Glückspilze, fantastische Lebensläufe, all das lässt sich leicht in der Informationsflut um uns finden. Manchmal muss man aber gar nicht so weit schauen. In der Rubrik „Mensch des Monats“ werden wir jeden Monat Menschen vorstellen, die im Prenzlauer Berg leben und uns beeindruckt haben.

Renate S. ist 78 Jahre alt, gebürtige Berlinerin und ehrenamtliche Helferin für die Ausgabestelle Laib & Seele. Über 50 Jahre lebt sie jetzt im Prenzlauer Berg, macht zweimal die Woche Sport und ist in der Gemeinde aktiv.

Wir haben uns etwas mit ihr unterhalten und kamen auf den Umgang mit Flüchtlingen zu sprechen, weil das im Laib & Seele natürlich ein Thema ist. Sie fragt, ob sie uns eine Geschichte dazu erzählen dürfe, denn auch ihre Familie hat evakuiert werden müssen, damals, als Berlin ausgebombt worden war. Das sei etwas, dass sie heute noch motiviere.

Ihre Familie käme ursprünglich aus Ostpreussen und ihre Geschwister hatten auch dort einen Teil ihrer Kindheit verbracht bevor es nach Berlin ging. Es sollte 46 Jahre dauern, bis sie wieder eine Gelegenheit bekamen in die ehemalige Heimat zu fahren, denn es gab zunächst einen Reisebann, so dass das Reisen in die Heimat unmöglich gewesen sei. Also fuhr die Familie erst 1991 nach Königsberg.

Die Kindheitspfade ihrer Geschwister abzuschreiten, sei eine schmerzhafte Erfahrung gewesen, räumt sie ein. Es sei eine Frau mit ihnen unterwegs gewesen, die regelrecht krank geworden sei, von den Eindrücken, obwohl sie nur fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein konnte, als sie in den 40er Jahren hatte fliehen müssen. Wegen der schmerzhaften Erinnerungen habe sie nicht aufhören können zu weinen.

„Wir haben in den Nachkriegsjahren so viele Flüchtlinge gekannt.“ stellt Renate fest. Sie weiß, wie es, ist alles zu verlieren und dann auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Als ihre Gemeinde vor 12 Jahren entschied Laib & Seele ins Leben zu rufen, war sie unter den Ersten, die sich zu dem Ehrenamt verpflichteten, das sie noch heute jede Woche ausübt.

„Es ist eben an den Alten …“ Sie sagt das einfach als Feststellung. Sie habe die Zeit, also wolle sie helfen, wo sie kann: „Ich möchte gerne noch einige Jährchen weiter fit bleiben. Ich denke, es kann helfen, wenn man nicht nur an sich selbst denkt, sondern teilnimmt am Leben anderer und für andere da zu sein.“

Es gibt eine ganze Menge Menschen, die so am öffentlichen Leben teilhaben, aber nicht im Rampenlicht stehen wollen. Sie engagieren sich, weil sie fühlen, dass es notwendig ist. Renate S. ist so ein Mensch, hier im Prenzlauer Berg.