Sängerin, Moderation, Schauspielerin und Autorin: Kim Fisher ist umtriebig in ihrem Job. Bekannt ist sie u. a. durch die Talkshow Riverboat oder das SWR-Ratespiel Sag die Wahrheit. Als Mensch und Moderation bewegt sich Fisher in zwei Welten: im echten Leben und im Showgeschäft. Diese auch als zwei Welten zu betrachten, scheint manchmal gar nicht so einfach zu sein – doch sympathisch und bodenständig kommt sie in beiden rüber.

Text: Silke Schuster

Kim Fisher und ihr Leben als Mensch und Moderatorin

Von 1998 bis 2005 moderiert Kim Fisher die Talkshow Riverboat. Dann reicht sie die Kündigung ein. „Ich habe mich danebenbenommen“, erzählt sie frei heraus. Heute würde sie deshalb zwar nicht noch mal kündigen, aber seinerzeit ist die Entscheidung richtig. Fisher mag die Vielfalt, sie probiert sich gern aus. Deshalb ist die Riverboat-Pause durchaus stimmig. In dieser Zeit moderiert sie weiter, aber ohne feste Stammsendung wirkt sie leiser. „Ehrlich gesagt, es war nicht die schönste Zeit, nachdem ich aus Riverboat ausgestiegen war. Anfangs war es wirklich schwierig. Aber ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe. Denn dadurch musste ich einfach lernen, dass es auch noch andere Sachen gibt. Ich bin überall durch Zufall gelandet, aber jetzt weiß ich, wo ich hingehöre und was ich kann. Was ich nicht kann, weiß ich auch“, schmunzelt die 53-Jährige. Zu Letzterem gehört die Moderation von Gameshows. Ihr liege es nicht, Spannungsbögen aufzubauen. Dazu sei sie zu unkonzentriert und zu schusselig. „Außerdem kann ich mir Zahlen nicht so gut merken“, gibt sie zu.

Aber Fakt ist: Eine Talkshow braucht Publikum.

Nach einer mehrjährigen Pause ist sie seit 2014 bei Riverboat wieder an Bord. Als in der Sendung zum ersten Mal nach Corona wieder Publikum sitzt, schwappen die Emotionen über. „Ich war so gerührt“, erzählt Fisher, „alle saßen da ohne Maske. Ich war so glücklich und hätte am liebsten jedem Einzelnen die Hand gegeben. Zwischendurch hatte ich sogar mal überlegt, ob es nicht vielleicht grundsätzlich ohne Publikum besser wäre, weil man so konzentrierte Gespräche hat. Aber Fakt ist: Eine Talkshow braucht Publikum.“ Die Laune ist erheblich besser mit Gästen im Studio. Fisher gehört tatsächlich zu jenen, die sich Zeit für die Zuschauenden nehmen: Nach einer Sendung schreibt sie so lange Autogramme, bis auch der letzte Gast gegangen ist.

Aus dem Team um Sag die Wahrheit ist im Laufe der Jahre eine richtige Clique geworden: „Ich liebe diese Sendung“, schwärmt Fisher, „es hat nichts mit Fernsehen zu tun, es gibt keinen Quotendruck, es geht um Unterhaltung. Vier Mal im Jahr treffen wir uns für je drei Tage und zeichnen neue Folgen auf, und abends gehen wir zusammen essen und haben unseren Spaß.“ In ihrem Job trifft sie auf die unterschiedlichsten Menschen – manchmal springt der Funke über, manchmal auch nicht. „Aber wenn der Funke überspringt“, erzählt Fisher, „finde ich es total schön, wenn man sich wiedersieht und nicht bei Null anfängt.“

Musik

Schon als Kind träumt Fisher davon, irgendwann mit ihrer eigenen Tour auf der Bühne zu stehen. Was sie sich früher vorgestellt hat, ist heute Realität: Es macht sie glücklich zu wissen, an welchen Stellen das Publikum aus dem Häuschen gerät und mitgeht, und es macht sie glücklich zu wissen, dass das, was sie macht, beim Publikum ankommt. Mitten im Studium der Pädagogik packt sie schließlich der Mut. Mehr als die Hälfte ihres Lebens widmet sie der Musik und heimst mit ihren Alben mehrere Auszeichnungen ein, u. a. die Goldene Stimmgabel. Trotzdem überwiegen die Selbstzweifel. Fisher stellt sich infrage und setzt sich unter Druck. Es wird musikalisch etwas ruhiger um sie. Rund 20 Jahre dauert es bis zum nächsten Album. „Nach der Pause hatte ich irgendwann einfach wieder Lust, nicht mehr nur hier und da als zweite Stimme einzuspringen, sondern richtig durchzustarten. Als ich die Lawine losgetreten hatte, kam direkt die Vorfreude auf. Heute gehe ich an die Musik aber viel Unternehmerischer dran als früher.“ Im Juli 2022 feiert Fisher in der ARD-Show Das große Schlagercomeback 2022 mit Florian Silbereisen ihr Comeback. Ihr neuer Song Ich bin da handelt von Freundschaft. Sie singt ihn gemeinsam mit ihrem engen Freund Peter Plate: „Peter hatte die Demostimme selbst gesungen, und uns allen war sofort klar: Das ist ein Duett. Es geht um Freundschaft, das müssen wir zusammen singen.“

Ich kommuniziere gern persönlicher.
Mir sind die Leute einfach wichtig,
für die ich das schreibe.

Ihren musikalischen Weg lässt sie von einem Musikmanagement begleiten. Nur ihre Sozialen Kanäle bespielt sie selbst, und das oft recht persönlich, wie es ihrem Charakter entspricht. „Ich kommuniziere gern persönlicher. Wenn ich so technisch schreibe, bin das nicht ich. Mir sind die Leute einfach wichtig, für die ich das schreibe.“

Schreiben und Schauspielern

Fisher macht auch einen Abstecher in die Autorenwelt und schreibt zwischen 2006 und 2009 drei Bücher. Zudem unternimmt sie einen Ausflug in die Welt der Schauspielerei, wobei sie äußert, keinen Anspruch darauf zu haben: „Das machen die, die es können. Wenn Schauspieler moderieren, müssen die natürlich auch erst mal schauen, wie es funktioniert. Aber ganz oft funktioniert es tatsächlich.“ Weil in ihrer Talkshow hin und wieder Telenovela-Stars auftreten, macht sie sich mehrere Jahre lang mit Jörg Kachelmann einen Spaß daraus, der mehrfach für Schlagzeilen sorgt: „Warum fragt mich eigentlich niemand nach einer Gastrolle in Rote Rosen?“ Jahre später wird der Gag zur Realität: Ende Februar 2022 spielt sie fünf Folgen lang eine Boulevardjournalistin. „Nicht gerade oscarreif“, aus ihrer Sicht, „aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben.“ Gleichzeitig gibt sie ihren Song Mehr als Staffelsong für Rote Rosen frei, in dem es passenderweise zum Diversity-Thema der Serie um mehr vom Leben geht: „Und ich will mehr mehr mehr. Ich will mehr von diesem Leben. Ich hab noch lange nicht genug.“

Fisher ist zurück

Ob Moderation oder Musik – Fisher kehrt zurück, als wäre sie nie weg gewesen. Sich selbst bezeichnet sie als „Langstreckenläuferin“: „Wenn du jahrelang nur das Eine machst, musst du dich, finde ich, schon mal auf das vorbereiten, was kommt, wenn dieses Eine mal vorbei ist.“ Ihr Respekt vor dem, was nach dem Langstreckenlauf kommt, ist groß. Während des Laufens schmiedet sie dennoch selten an Plan B. Vielmehr nimmt sie die Dinge, wie sie kommen. Doch für die zweite Hälfte 2023 ist schon ein neues Projekt geplant: etwas „Schönes“ und „Großes“, „etwas aus meinem Portfolio, was ich schon kann. Ich werde auf jeden Fall keinen Blumenladen aufmachen“, scherzt Fisher und hüllt sich weiter in Schweigen.

Nicht gerade oscarreif, aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben.

Im April dieses Jahres liegt eine neue, aufregende Erfahrung vor der Entertainerin: Mit ihrem Programm Was fürs Leben steht sie in einem Tipi am Kanzleramt. Ihr neues Album widmet sie den Höhen und Tiefen des Lebens, sie singt über Freundschaft und vergangene Lieben, über Fehler und zweite Chancen, über Angst und Mut und über ihre große Lust am Leben – und bringt damit eine erfrischende Show mit großem Identifikationspotenzial auf die Bühne. Denn das facettenreiche Leben hinterlässt in den Seelen und Gesichtern aller Menschen Muster und Schrammen. Mit Was fürs Leben erinnert die Musikerin daran, immer wieder dankbar in die Momente voller Lebensfreude einzutauchen.

Kim Fisher privat

Für ihr Privatleben bleibt Fisher ausreichend Zeit. Sie liebt es, faul zu sein. Dabei bedeutet Faulsein für sie Hunderunden im Wald, Marktbesuche, Abtauchen in der Badewanne, Kochen und Spielen mit Freunden oder Fernsehen auf der Couch – der Rest bleibt: privat. Immer wieder wird sie in der Öffentlichkeit erkannt, was sie selbst überhaupt nicht stört: „Ich habe den Job gewählt, und der ist nun mal nach außen gewandt. Eigentlich hätte ich was falsch gemacht, wenn mich keiner sehen und ansprechen würde. Selbst ungeschminkt und mit Pudelmütze auf dem Kopf passiert das erstaunlich oft“, lacht sie. Meist liege das an ihrer Stimme und am Lachen. Die Schauspielerin liebt Gesellschaftsspiele, allen voran Activity. Dabei sagt sie von sich selbst, schüchtern zu sein: „Ich kann mich vielleicht selbst öffentlich gut erklären, aber nicht, wenn es um meine Belange geht. Doch ich kann schüchtern sein und trotzdem auf einer Bühne stehen. Teils ist es mein Job, teils meine Persönlichkeit. Ich bleibe immer höflich und zurückhaltend.“ Zu den lauten Menschen zählt sie sich jedenfalls nicht und ist überzeugt: „Die Lauten sind schon ziemlich weit vorn. Aber auf lange Sicht sind die Leisen beständiger.“

Ich möchte ein Mensch sein, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.

In ihrer Anfangszeit überspielt Fisher ihr mangelndes Selbstbewusstsein noch durch Lautsein. Gerade bei der Moderation großer Sendungen wie dem Echo erwischt sie mitunter mitten auf der Bühne innerlich die Frage: Wie bin ich eigentlich hierhergekommen? Heute ist es deutlich leiser in ihr drin, sie ist einfach da: „Ich möchte ein Mensch sein, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.“ Mit Anfang 50 sagt die Moderatorin von sich, nicht nur selbstbewusster, sondern auch deutlich entspannter geworden zu sein. Im Laufe der Jahre hat sie gelernt, was es für ein gutes Gespräch braucht: Zuhören und weniger oberflächliche Fragen. Sie ist froh, dass sie ein Alter erreicht hat, in dem sie auch als Talkerin nicht mehr so viel hinterfragt wird und in dem die Gespräche tiefer, persönlicher und deutlich angenehmer werden.

Infobox

Kim Fisher

3. April 2023, 20:00 Uhr:

Kim Fisher – Was fürs Leben Tour
TIPI AM KANZLERAMT Berlin

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